Rückblicke aus der Kirchengemeinde

Wandelkonzert

Gedenken in Kirche und Alter Synagoge

Zum Schluss füllte andächtiges Schweigen den Raum der vollbesetzten Alten Synagoge. Mit dem Lied „Ein jüdisch Kind“ aus dem „Requiem für einen polnischen Jungen“, mit glockenheller Stimme vorgetragen vom 11-jährigen Finley Voigt, endete das Zweite Hagenower Wandelkonzert am Samstag, den 10. November 2018. Zuvor hatten der Ökumenische Chor, die Sopranistin Felizia Frenzel, Christian Mellin an der Truhenorgel sowie Luitgard Schwarzkopf am Cello und Konrad Jacobi am Kontrabass unter der Leitung von Kantor Stefan Reißig den musikalischen Rahmen für das Gedenken an die Pogromnach vor 80 Jahren gestaltet.

Museumsdirektor Henry Gawlick erinnerte an die Pogromnacht und das Schicksal der jüdischen Familien aus Hagenow (Foto: Thomas Kühn)

Zwischen den Werken von Lewandowski, Mendelssohn und Weyrauch erinnerte Museumsdirektor Henry Gawlick mit sieben zeitgeschichtlichen Schlaglichtern an das Geschehen am 9. November 1938, die Zerstörung der Synagoge und die anschließende Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung der Hagenower Juden. Die sieben auf der Menora entzündeten Kerzen symbolisierten dabei das fortwährende Gedenken und das Leben. Eine in Hagenow geborene Zeitzeugin berichtete nach der Veranstaltung von ihren Erinnungen an die letzten Mitglieder der jüdischen Gemeinde.

Begonnen hatte das Wandelkonzert in der Stadtkirche. Hier stand das Gedenken an das Ende des 1. Weltkrieges im Mittelpunkt. Mit Musik für Orgel und Sopran vermittelten Stefan Reißig und Felizia Frenzel die Klangwelt des beginnenden 20. Jahrhunderts und die musikalische Verarbeitung von Krieg, Leid und Tod. Mithilfe von Zeitzeugenberichten ergänzte Pastor Thomas Robatzek lebensnahe Perspektiven aus dieser Zeit.

Felizia Frenzel sang gemeinsam mit dem Ökumenischen Chor Hagenow Psalmen von Felix Mendelssohn Bartholdy (Foto: Thomas Kühn)

Mit rund 40 Mitwirkenden und mehr als 80 Besucherinnen und Besuchern, die zum Teil aus Schwerin und Hamburg angereist waren, war auch das Zweite Wandelkonzert ein Erfolg. In zwei Jahren soll daher die nächste Begegnung jüdischer und christlicher Musik in der Stadtkirche und in der Alten Synagoge stattfinden.

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